Donnerstag, 22. Januar 2009

Gender- und Homosexuellen-Ideologen im Europäischen Parlament auf dem Vormarsch

von Kurt J. Heinz (MEDRUM)


Das Europäische Parlament hat in seiner Plenarsitzung am 14. Januar 2009 eine Entschließung verabschiedet, die eine Gleichbehandlung von Paaren jeglicher sexuellen Orientierung fordert. Damit wird der Ehe implizit ihr besonderer Status genommen und eine Bewegung unterstützt, die einen kultur- und sozialgeschichtlich einzigartigen Paradigmenwechsel herbeiführen will und die Gesellschaft durch inneren Zerfall bedroht.

Der italienische Kommunist Giusto CATANIA (Abgeordneter der Vereinigten Europäische Linken) hat als Berichterstatter im Namen des Ausschusses für "Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres" einen Bericht zur "Lage der Grundrechte" als Entschließung in das Europaparlament eingebracht, die unter anderem auf eine Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften mit der Ehe abzielt. Diese Gleichstellung wird vor allem mit dem Argument begründet, die „Diskriminierung“ von „Paaren“ aus Gründen der „sexuellen Orientierung der Partner“ müsse beseitigt werden. Im Abschnitt „Sexuelle Ausrichtung“ enthält die Entschließung eine Aufforderung, die einer Generalklausel gleichkommt:

„Das Europäische Parlament fordert die Mitgliedstaaten, die dies noch nicht getan haben, auf, den Grundsatz der Gleichheit anzuwenden und gesetzgeberisch tätig zu werden, um Diskriminierung von Paaren aus Gründen der sexuellen Orientierung der Partner zu beseitigen“.

Mit diesem Postulat treten die Europaparlamentarier an die Europäische Kommission heran und fordern von ihr, in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union eine Gleichbehandlung von Paaren unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung durchzusetzen, einerlei ob homo-, bi-, trans- oder hetero-sexuell.

Wie das Europäische Parlament mitteilte, wurde diese Entschließung mit der Stimmenmehrheit von 401 Abgeordneten bei 220 Gegenstimmen und 67 Stimmenthaltungen verabschiedet.

Falls diese Entschließung umgesetzt wird, darf die Ehe - de jure - nicht mehr von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften unterschieden werden. Die wesensunterschiedliche Bestimmung von Mann und Frau, die sich in ihrer einzigartigen Verbindung der Ehe als tragender Säule für Familie und Gesellschaft manifestiert, wird durch die Entschließung negiert. "Ehe und Familie" würden damit ihren – in Deutschland jetzt noch grundgesetzlich geschützten - besonderen Status verlieren.

Damit hat sich in der politischen Willensbildung des Europäischen Parlaments die Gender-Ideologie und die Lobby der Schwulenbewegung durchgesetzt, die unter dem Deckmantel, Grundrechte zu schützen und Diskriminierung zu beseitigen, eine dogmatische Egalisierung von Partnerschaften und sexueller Orientierungen betreibt (in der Pressemitteilung wird vom "Grundrecht der Nicht-Diskriminierung" gesprochen). In der Konsequenz bedeutet dies: Die unterschiedliche Bestimmung und die natürlichen Wesensunterschiede zwischen Mann und Frau werden unterdrückt, die Anerkennung der besonderen Rolle und die besondere Schutzwürdigkeit der Ehe und Familie für die Gesellschaft wird abgeschafft. Einen solchen kultur- und sozialgeschichtlich einzigartigen Paradigmenwechsel hat es nicht einmal in der schlimmsten Verfallszeit des Römischen Reiches gegeben.

Die auf der bipolar und komplementär angelegten Wesensart von Mann und Frau beruhende Sozialstruktur von Ehe und Familie wird nach Vorstellung der Gender- und Schwulen-Ideologie durch ganz beliebige Lebensformen ersetzt, deren Variabilität und Gleichwertigkeit mit „selbstbestimmter“, so genannter „sexueller Orientierung“ und einem vermeintlichem Anspruch auf Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung begründet wird. Dieses Konzept der Gleichmacherei löst den Menschen und seine Lebensform aus den wirksamen biologischen, psychosozialen und kulturellen Zusammenhängen heraus, die ihm bewährte Orientierung und Halt verleihen. Es verkennt und entwertet die Bedeutung des natürlichen Bindungsgefüges zwischen Mann und Frau für die Stabilität sozialer Lebensverhältnisse und löst die dafür konstitutiven, sozial-ethischen Normen als „diskriminierend“ auf. Die Vorstellung, dass allerlei Lebensformen „gleichzustellen" seien und dass Verschiedenes nach gleichem Muster gestanzt werden müsse, hat die Köpfe vieler Verantwortungsträger bald schlimmer ergriffen als jede Pandemie und sie hat das differenzierende, kritisch-selbstkritische Nachdenken geradezu lahmgelegt. Aus der Forderung, abweichende Lebensformen neben der Norm zu tolerieren, wird nun ein Diktat, das Abweichungen in den Status gleichwertiger Norm erhebt. Kritischer Diskurs und Opposition gegen diesen Prozess werden obendrein noch juristisch unterdrückt.

Die repressiven Züge dieser Entwicklung sind in vielen gleichartigen Prozessen im In- und Ausland erkennbar. So hat der österreichische Bischof Andreas Laun in einem Artikel im "kath.net" vom 12.01.09 kritisch beleuchtet, dass die Aktivisten der Schwulen-Lobby sogar Homosexuellen das Recht verweigern, ihre sexuelle Orientierung in Richtung Heterosexualität zu verändern. Bischof Laun schildert einen skandalösen Vorfall in Graz, bei dem ein hoch qualifizierter Fachmann massiv angegriffen worden sei, nur weil er im Rahmen eines wissenschaftlichen Kongresses einen Workshop zur Frage abhalten wollte, ob eine Veränderung der sexuellen Orientierung möglich sei! Dazu Bischof Laun: "Gegen dieses Denkverbot nicht protestiert zu haben und zu protestieren, ist Sündenfall und Schande der universitären Autoritäten Österreichs!"

Der jetzige Schritt des Europäischen Parlamentes koinzidiert mit gleichartigen Bestrebungen in Deutschland, insbesondere der deutschen Justizministerin Zypries, deren erklärtes Ziel es seit langer Zeit ist, gleichgeschlechtliche Partnerschaften in jeder Hinsicht der Ehe gleichzustellen - ein vitaler Kulturbruch, der im Widerspruch zum Verfassungsgebot steht, dass "Ehe und Familie" unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung gestellt sind.

Die „Gleichbehandlung“ völlig unterschiedlicher sozialer Gegebenheiten wird hier in geradezu grotesker Weise zu einem ideologisch begründeten, politischen Dogma erhoben, dem sich nun auch die Mehrheit der Abgeordneten im Europäischen Parlament willfährig und ohne Weitsicht unterwarfen. Darüber hinaus leisten sie der Unterdrückung gegenteiliger Auffassungen Vorschub. Denn mit ihrer Entschließung stimmten sie auch einer Forderung zu, kritische Äußerungen von religiösen Würdenträgern oder Politikern über beliebig ausgelebte Homosexualität pauschal zu verurteilen, da diese angeblich Hass und Gewalt schürten und diskriminierend seien.

Dieser ganze politische Prozess ist ein Vorstoß, der zur weiteren gesellschaftlichen Diffusion und Deformation sozialer Strukturen führen muß. Seine Tragweite nimmt die Dimension einer sozio-kulturellen Revolution an. Die antreibenden Ideologien negieren die natürliche Bestimmung des Menschen und nehmen ihm seine Zukunft. Dr. Christl Vonholdt, Leiterin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft, hat diesen Prozess treffend als Dekonstruktion der Geschlechter und der Generationen analysiert. So wie die Finanzmarktkrise künftige Generationen mit Schulden überhäuft, werden diese auch das Erbe eines sozialen Chaos zu schultern haben. Eine derartige Entwicklung wurde der britischen Gesellschaft bereits von Sir Paul Coleridge, einem der führenden und renommiertesten Richter Großbritanniens für Familienrecht, prognostiziert, der von einem epidemieartigen Zusammenbruch sprach.

Die Entschließung der Europaparlamentarier ist ein weiterer Schritt auf dem Weg in eine amorphe, skelettlose Gesellschaft, der ihre tragfähige sozial-ethische Orientierung immer weiter verloren geht. Ein solcher Verlust setzt die Gesellschaft einer wachsenden Zerreißprobe aus, die ihr Brüche und den inneren Zerfall beschert. Dergleichen kann weder durch pluralistische noch durch liberalistische Argumente gerechtfertigt werden. Das Verhängnis des sozialen Zerfalls ist ebenso absehbar wie es der Zusammenbruch des internationalen Finanzmarktsystems war, in dem die notwendigen Ordnungsstrukturen, eine verbindliche ethische Orientierung und der Wille zur selbstkritischen Kontrolle gefehlt haben. Das Geschehen wurde dem freien Spiel der Kräfte und Begierden überlassen, deren fatalen Folgen die Politik teilweise hilflos gegenübersteht und nur mit großer Ungewißheit über ihre Erfolgschancen zu begegnen versucht.

Weder politische Diener noch Protagonisten der Gender-Ideologie oder die Profis der Schwulen-Lobby werden die Verantwortung für das übernehmen, was sie anrichten. Der soziale, aber auch der volkswirtschaftliche Schaden eines solchen ordnungspolitischen Irrwegs wird indes ungleich schwieriger zu bewältigen sein als die Erschütterungen zu überwinden, die durch die Finanzmarktkrise verursacht werden; vor allem: die Scherbenhaufen des sozialen Leids und die seelischen Nöte der Menschen können nicht durch Milliardenrettungspakete und Konjunkturprogramme wettgemacht werden. Damit fertig zu werden, wird den Betroffenen überlassen bleiben, die dann wohl - in vielen Fällen zu spät - Trost und Zuflucht bei Institutionen wie den Kirchen suchen. Ganz so, wie es letztes Jahr beim Crash an der Wallstreet geschah, als Finanzmanager und Börsenmakler zu Hauf in die Kirchen an der Wall Street stürmten und am Ende waren. „Sie sitzen da, weinen und sehen sehr erschöpft aus ", so Pfarrer Peter Madigan von der nahe gelegenen katholischen Petruskirche.

Ein deutscher Theologe kommentierte die heutige Entwicklung der sozialen Erosion und des kulturell-geistigen Zerfalls gegenüber MEDRUM mit dem Satz: "All diese Prozesse werden heute Dank der Einfalt, Ignoranz, Feigheit und Verblendung vieler politischer Verantwortungsträger noch ‚demokratisch’ gefördert und mit den Mitteln handfester politisch-juristischer Gewalt durchgesetzt. Das Denken einer Nation liegt in Trümmern, noch ehe die Sozialstrukturen und die Städte in Trümmern liegen.“

Helfen kann hier wie dort nur die rasche Rückkehr zur Vernunft, die selbstkritische Besinnung auf bewährte moralische Maßstäbe und die konsequente sozial-ethische Präferenz für Lebensformen und Strukturen, ohne die eine Gesellschaft ebenso kollabiert wie ein Finanzsystem. Während das Finanzmarktsystem im günstigen Fall vielleicht innerhalb einer Dekade konsolidiert werden kann, kann eine kollabierende Gesellschaft auch im günstigen Falle selbst innerhalb einer Generation nicht wieder gesunden. Diese Erkenntnis ist uns bereits bei der Betrachtung der ungünstigen demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft, die mit der so genannten „sexuellen Befreiung“ in den 1960er Jahren eingeleitet wurde, nachdrücklich ins Bewusstsein gerückt worden. Nachhaltige Zukunftspolitik erfordert, dem Treiben der Gender-Ideologen nicht länger tatenlos und willfährig zuzusehen, sondern kraftvoll eine Umsteuerung in Gang zu setzen.

Wer dem traumtänzerischen und bedenkenlosen Treiben nicht länger unbeteiligt zusehen will, muß - etwa dem Beispiel von Bischof Laun folgend - entschieden seine Stimme erheben und Protest einlegen gegen indoktrinäre Denkverbote und den Anspruch von Ideologen, die sich zu Propagandisten eines "Mainstreams nach eigenem Maß" und zu Trägern von Entwicklungen machen, die uns nur noch weiter in die längst schwelende Wertekrise und in den Zerfall sozialer Strukturen treiben. Im Interesse der kommenden Generationen unseres Landes und Europas sind geistige Unvoreingenommenheit, kritischer Weitblick, verantwortungsbewußte Zivilcourage und tatkräftige Initiative gefragt, um dieser verhängnisvollen Entwicklung wirkungsvoll zu begegnen.

Mit Worten von Dietrich Bonhoeffer: „Die letzte verantwortliche Frage ist nicht, wie ich mich heroisch aus der Affäre ziehe, sondern wie die nächste Generation weiterleben soll.“