Dienstag, 14. Oktober 2014

Cybermobbing: vernetzt und verletzt

Eine erschreckend hohe Zahl: 20 Prozent der 14- bis 16-Jähringen waren schon Opfer von Cybermobbing im Internet oder über Kurznachrichten. Es macht das Leben vieler Jugendlichen zur Qual. Man kann also sagen, dass ein Viertel der Jugendlichen heute bereits Opfer von Cybermobbing geworden ist. Deswegen müssen wir etwas tun. Denn die schnelle technische Aufrüstung bewirkt, dass diese Form von Mobbing heute bereits in den Grundschulen angekommen ist.

Dr. Catarina Katzer hat sich auf Cyberpsychologie und Medienethik spezialisiert. In einem Dialog mit Angela Sommersberg spricht sie über Möglichkeiten, die Beleidigungen und Verletzungen im Internet zu verhindern.

Die Formen des traditionellen Mobbings - etwa beleidigen, lästern oder verleumden - finden beim Cybermobbing mit technischen Mitteln statt. Also im Internet, in sozialen Netzwerken, über Mail oder "Whats App". Die Täter stellen peinliche Fotos online oder sie legen für das Opfer eine gefälschte Profilseite an, auf der abstruse Hobbys oder Sexvorlieben genannt werden. Cybermobbing geht einfacher und schneller.

Generell sollten Sie Ihrem Kind deutlich machen: Ich verstehe, dass du gerne im Netz bist, aber wenn dort Dinge passieren, die dir Sorgen machen, dann kannst und musst du damit zu mir kommen.

Die Opfer sollten das Mobbing dokumentieren, indem sie Kopien oder Screenshots machen. Dann sollten sie sich beim Anbieter melden und ihn auffordern, die entsprechenden Veröffentlichungen zu löschen. Die Opfer müssen aber auch den Mut haben, sich Hilfe zu suchen. Oft haben sie es allerdings schwer, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Eltern beispielsweise überreagieren oft und verhängen eine Facebook- oder gar Internetsperre. Das hilft natürlich gar nicht. Oft suchen die Opfer deswegen Hilfe im Netz, bei Onlineberatungsportalen. Das ist eine gute Möglichkeit, denn hier gibt es Portale, in denen Jugendliche anderen Jugendlichen helfen.

In den skandinavischen Ländern, wo schon seit Jahren mehr Präventionsarbeit geleistet wird, ist Cybermobbing weniger verbreitet. Hier ist es auch wichtig, die Jugendlichen mit einzubeziehen und sie Konzepte ausdenken zu lassen. So entwickeln sie Empathie. Außerdem müssen Jugendliche verstehen, was es heißt, im Netz zu handeln. Viele wissen immer noch nicht, was es bedeutet, ein Bild von sich zu posten, auf dem sie betrunken oder sexy sind. Deswegen brauchen wir ein flächendeckendes Angebot für den richtigen Umgang mit dem Internet an allen Schulformen. Da sehe ich das Bundesfamilienministerium in der Pflicht. Nur so können wir verhindern, dass mehr Kinder zu Cybermobbing-Tätern werden.

Fazit:
Mobbing und Gemeinheiten von Gruppen gegen Einzelne sind so alt wie die Menschheit selbst. Im Web 2.0 hat es sich aber zu einem Problem entwickelt, das mehr als harmloser Nebeneffekt unserer digitalen Welt geworden ist. Wer einmal zum Opfer der Hassattacken wird, hat es schwer, sich gegen die Täter zu wehren. Abgesehen vom persönlichen Ruf, der massiv geschädigt wird, leiden die Betroffenen häufig noch lange unter den psychischen Folgen.

Die Verantwortung liegt daher vor allem bei Mitwissern, Angehörigen und Freunden. Wer Zeuge von Cybermobbing wird, sollte nicht wegsehen, sondern dem Opfer seine Hilfe anbieten. Täter müssen zur Rechenschaft gezogen und mit ihrer Straftat konfrontiert werden.

Mit Auszügen aus Rundschau-online